Fallschirmspringen. Immer mal wieder drüber geredet, immer mal wieder vorgenommen aber nie gemacht. Wie das halt ist mit den Dingen, die keine Deadline haben.
Meine allerbeste Freundin weiß das besser als manch Anderer. Erstens, weil sie ein sehr reflektierter und schlauer Mensch ist, und zweitens, weil es ihr genauso geht! Sie hat ihren Sprung allerdings schon hinter sich...
Um mich, metaphorisch gesehen, ins kalte Wasser und aus dem Flugzeug zu werfen hat sie mir zu meinem letzten Geburtstag einen Gutschein für einen Tandemsprung geschenkt. Heute, genau ein Jahr später, wäre der abgelaufen. Was mache ich also? Klar, am letzten Tag vor der Deadline aus dem Flugzeug springen....
Ehrlich gesagt wäre die Deadline schon vor ein paar Tagen abgelaufen, denn Vida hat den Gutschein natürlich vor meinem letzten Geburtstag gekauft. Ich habe aber beim Flugplatz angerufen und mit einer supernetten Frau gesprochen, die doch tatsächlich so heißt wie ich und auch noch am 22. September Geburtstag hat...da war es natürlich keine Sache, den Gutschein ein paar Tage zu verlängern!
Vida kann leider nicht dabei sein, aber von meinen Spezln macht sogar einer mit: Dennis ist sozusagen der Trittbrettfahrer auf meinem "Arschtritt".
Auf nach Bad Saulgau
Dieses Jahr gibt es an meinem Geburtstag also ein gemütliches aber etwas kribbeliges Frühstück mit Pancakes und mit von Tati selbst gemachtem Nutella und danach geht es auf zu Skydive Saulgau, dem Flugplatz der die Tandemsprünge anbietet.
Dort fühle ich mich gleich gut aufgehoben. Bei der Anmeldung gibt es ein Ü-Ei und ein Ständchen zum Geburtstag. Haftungsausschluss ausfüllen, wiegen, einen Overall anziehen und wir stehen nervös in der Halle, wo Fallschirme gepackt und kontrolliert werden. Mein Tandempartner heißt Boonie, sieht aus wie Wolverine und ist eine ziemlich coole Socke.
Alles fühlt sich erstaunlich sicher an. Boonie und ich werden aneinander befestigt, bevor wir in den Flieger steigen, der uns hochbringt. Im Flieger gibt es nochmal ein Ständchen. Mir ist das ein wenig unangenehm, aber grundsätzlich geht es mir gut. Bis die Tür aufgeht. Boonie klickt die letzten Sicherungen zwischen uns fest und schon sitzen wir auf der Kante. Es bleibt nichtmal Zeit zum Durchatmen, da sind wir schon draußen. Ich bin überzeugt wir haben uns mindestens 2x überschlagen - vermutlich stimmt das garnicht. Der kleine weiße Schirm stabilisiert uns ziemlich schnell.
Während der Freifallphase kann man nicht reden. Der Luftwiderstand schwabbelt so lustig die Backen (vor allem, wenn man mit halb offenem Mund das Gesicht entspannt). Grinsen ist schon schwierig genug. Es ist ein ziemlich geiles Gefühl, über den Wolken und durch die Wolken zu fallen.
Sobald sich der Schirm öffnet, fängt die gemütliche Flugphase an. Brille ab, gucken, labern, orientieren. Ich sehe den Bodensee und fliege ein paar Kurven. Den Flugplatz erkenne ich von oben nicht - gut, dass Boonie uns schließlich zurück über den Ladeplatz bringt...
Die Landung als Tandem macht man absichtlich auf dem Allerwertesten. Hoppelt ein bisschen aber ich bin ja ganz gut gepolstert. Nach der Landung schlägt das High vom Fliegen nochmal so richtig zu. Ich bin aufgedreht und übermütig. Ein paat Fotos später stehen wir wieder im Hangar. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, renne hin und her, tausche Erfahrungen mit Dennis aus, empfehle Tati 100 Millionen Tausende Male, es auch zu probieren.
Auf der Rückfahrt ratze ich schon im Auto ein. Zuhause gehe ich schnurstracks ins Bett - ich habe noch nichtmal Hunger. Adrenalin ist schon ein ganz schön mächtiges Hormon...